Prof. Dr. med. M. Leschke
www.matthias-leschke.de
Klinik für Kardiologie,
Angiologie und Pneumologie
Klinikum Esslingen
Gesundheitspolitik
Da die Eigenmotivation bei Menschen, die ihr Gewicht reduzieren müssen, eine wichtige Rolle spielt, muss man sich zunächst einmal darüber klar werden, aus welchen Gründen sie essen bzw. nicht essen. Normalerweise können Menschen auf die Frage „Welche Gründe haben Sie, zu essen?“ sehr viele Ursachen (z. B. Hunger, Appetit, Langeweile, Stress, soziale Gründe) angeben; ihnen fallen aber nur wenige Gründe dafür ein, nicht zu essen. Gerade auf diese Motivation kommt es aber an. Deshalb muss abgeklärt werden: Hat der Patient wirklich einen Grund und eine hohe Motivation zum Abnehmen? Wie sieht sein häusliches Umfeld aus?
Adipositas ist zu 50–80% genetisch verursacht; die Patienten müssen also ständig gegen ihre Gene ankämpfen, nur um ihr Gewicht zu halten, was auf die Dauer sehr anstrengend und frustrierend ist. Hinzu kommt, dass der Stoffwechsel sich im Alter verlangsamt, was eine Gewichtsabnahme zusätzlich erschwert.
Vor allem bei Mensch mit starkem Übergewicht (über 150 kg) reicht eine reine Verhaltenstherapie nicht aus; für solche Patienten braucht man einen multidisziplinären Behandlungsansatz:
Abklärung begleitender psychischer Probleme oder Essstörungen
Wichtig ist, den Patienten dort abzuholen, wo er steht. Man muss herausfinden: Welche Funktion erfüllt dieses Fehlverhalten in seinem Leben? Und natürlich muss man prüfen, ob bei dem Patienten auch noch andere psychische Probleme oder Essstörungen eine Rolle spielen. Solche Probleme müssen vorrangig und störungsspezifisch behandelt werden.
Viele Übergewichtige leiden beispielsweise an einer Binge Eating Disorder (BED). Solche Patienten kompensieren ihre Essattacken nicht durch Erbrechen oder Abführen. Das Leitsymptom, das für die Diagnostik einer BED unbedingt vorhanden sein muss, sind Essanfälle mit Kontrollverlust. Die Störung besteht im Durchschnitt an zwei Tagen pro Woche seit sechs Monaten und erzeugt einen hohen Leidensdruck.
Zusätzlich müssen mindestens drei der folgenden Symptome vorliegen:
Wichtige Elemente einer Verhaltenstherapie bei Adipositas
Eine wichtige Säule der Verhaltenstherapie bei Adipositas ist die Psychoedukation: Oft fehlt es den Patienten ganz einfach an Wissen zur Bewältigung ihres Problems, z. B. über die verschiedenen Nahrungsbausteine und über für eine Gewichtsabnahme geeignete Lebensmittel.
Als Nächstes muss man zusammen mit dem Patienten
Ferner ist es sinnvoll, den Patienten ein Ernährungstagebuch führen zu lassen, in das er Uhrzeit, Ort und die jeweils verzehrten Nahrungsmittel einträgt und auch über etwaige Heißhungerattacken und über seine Gedanken und Gefühle Buch führt.
Wichtig ist außerdem ein Bewegungsprotokoll.
Der Therapeut sollte zusammen mit dem Patienten adäquate Bewältigungsstrategien erarbeiten:
Als nächster Schritt muss am Ziel der Gewichtsstabilisierung gearbeitet werden. Hierbei spielen Maßnahmen wie Misserfolgsprophylaxe, Rückfallprävention und Schaffung eines sozialen Unterstützungsnetzes eine wichtige Rolle. Der Therapeut erarbeitet mit dem Patienten langfristige Gewichtsmanagementstrategien, Zukunftsvisionen und einen Lebensplan.