Update Gastroenterologie 2019

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Prof. Dr. Tilo Andus

  • Ärztlicher Direktor Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Hepatologie und internistische Onkologie
  • Krankenhaus Bad Cannstatt
  • Prießnitzweg 24
  • 70374 Stuttgart

Barrett-Ösophagus

Noch bis vor kurzem gab es laut Leitlinie keine Empfehlungen zur Karzinomprävention beim Barrett-Ösophagus. Eine große randomisierte Studie (Jankowski et al., Lancet, 2018) hat jetzt gezeigt, dass eine hochdosierte Behandlung mit dem Protonenpumpeninhibitor Esomeprazol (80 mg/d) die Prognose von Patienten mit einem Barrett-Ösophagus verbessert, wobei eine Kombination mit 300 mg ASS die präventive Wirkung verstärkte.

Neue Therapieoption bei eosinophiler Ösophagitis

Die eosinophile Ösophagitis äußert sich durch Schluckstörungen, oft auch durch Bolus. Dabei sollte stets zuerst für 8 Wochen ein PPI-Versuch durchgeführt werden, denn es gibt Patienten, die bereits auf eine solche Therapie ansprechen. Bei Unwirksamkeit sollten topische Steroide (Budesonid, Fluticason) angewendet werden. (Statt des bisherigen Budesonidsprays gibt es jetzt eine neu zugelassene Budesonid-Schmelztablette, die in 60 bis 80% aller Fälle wirksam ist.) Manchen Patienten hilft auch eine Eliminationsdiät. Bei Stenosen ist eine endoskopische Dilatation erforderlich.

Misoprostol bei mittlerer GI-Blutung unter ASS

ASS-induzierte Enteritiden mit kleinen Ulcera, die manchmal bluten, kommen gar nicht so selten vor. PPIs sind bei ASS-bedingten Dünndarmulcera nicht wirksam. Misoprostol dagegen konnte in einer Studie (Kyaw-MH et al. Gastroenterology 2018) die Ulcera reduzieren; auch die Anzahl der Erosionen verringerte sich, und die Anämie wurde gebessert. Dies ist eine gute Therapieoption für Patienten mit chronischer Dünndarmblutung, die auf eine ASS-Therapie nicht verzichten können.

Reizdarm

Vielen Reizdarmpatienten hilft eine FODMAP-arme Diät, denn FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole) werden vom Darmmikrobiom verstoffwechselt und können zu Blähungen führen. In einer neueren Studie (Halmos et al., Gastroenterology 2014) führte die FODMAP-arme Diät zu einer signifikanten Besserung von Beschwerden wie Bauchschmerzen und Flatulenz. In einer anderen Studie (Huaman et al., Gastroenterology 2018) wurde eine FODMAP-arme Diät mit Präbiotika verglichen mit dem Ergebnis, dass beide Therapien gut wirkten, die Beschwerden aber nach Absetzen der FODMAP-armen Kost rasch wiederkehren, während die Beschwerdefreiheit nach Absetzen der Präbiotikatherapie länger anhielt.
Eine Studie zum fäkalen Mikrobiom-Transfer („Stuhltransplantation“) bei Reizdarm hat leider keine Wirksamkeit ergeben.

Nicht-Zöliakie-„Glutenunverträglichkeit“

Eine glutenfreie Ernährung ist aus verschiedenen Gründen wie beispielsweise Mangelernährung (Mangel an Eisen, Kalzium, Thiamin, Riboflavin und Folsäure) und aufgrund einer erhöhten Aufnahme von Schwermetallen (z. B. Kadmium, Arsen, Blei) – da man bei einer solchen Kost mehr Reis isst – problematisch. Einer neuen Untersuchung (Skodje et al., Gastroenterology 2018) zufolge verursacht Fruktan bei nicht durch Zöliakie bedingter „Glutenunverträglichkeit“ mehr Beschwerden als das Gluten.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Darmkrebsvorsorge
Es gibt eine neue S3-Leitlinie zur Darmkrebsvorsorge bei Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Laut der alten Leitlinie sollten ab dem 8. oder 12. Krankheitsjahr alle 2 Jahre (in Remission) 40 Stufenbiopsien entnommen werden. Die Compliance der Patienten bezüglich dieser Vorsorge war sehr schlecht.
Inzwischen gibt es eine „Aktualisierte S3-Leitlinie 2018 Colitis ulcerosa der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)“ (Kucharzik et al. Z Gastroenterol 2018) mit neuen Vorgaben zur Überwachungskoloskopie bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, die eine einfachere, nach Schweregrad und Höhe des Risikos diversifizierte Vorgehensweise empfiehlt.

Biosimilars bei CED
Nach Ablauf des Patentschutzes sind Nachahmerpräparate möglich, die nicht mit dem Originator identisch, aber weitgehend ähnlich sind. Biosimilars können genauso gut sein wie Originalpräparate und dem Gesundheitssystem Kosten sparen helfen. Allerdings sollten gute Studien dazu vorliegen, da man nicht in allen Fällen weiß, ob sie genauso wirksam sind wie die Originalpräparate.

Hier können Sie den Vortrag anhören: