Update Hepatologie 2019

Portrait-Foto Hartmann

Dr. Christoph Hartmann

  • Arzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
  • Koordinator Leberzentrum Esslingen
  • Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie
  • Klinikum Esslingen GmbH
  • Hirschlandstr. 97
  • 73730 Esslingen

Hepatitis C (HCV): Die Therapie ist einfach geworden

Durch eine zielgerichtete antivirale Therapie mit DAAs lässt sich mit allen empfohlenen First-Line-HCV-Regimen bei mehr als 95% der Patienten eine SVR erreichen, und zwar in fast allen Patientengruppen (auch bei Kombinationen zwischen HIV und HCV, nach Lebertransplantation und bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz, auch bei Dialysepatienten). Dies wird auch durch Real-life-Daten bestätigt.
Die HCV-Therapie ist außerdem deutlich kostengünstiger geworden. Die HCV-Pipeline leert sich inzwischen; es wird nicht mehr an der HCV-Therapie geforscht, denn die jetzigen Medikamente sind so gut, dass keine neue Therapie mehr benötigt wird. „Me too“-Medikamente befinden sich zurzeit in frühen Phasen der Entwicklung.
Neuesten Erkenntnissen zufolge scheint das Auftreten von HCCs nach DAA-Therapie nicht kausal mit den DAAs verbunden zu sein – im Gegenteil: Die SVR führt zu seltenerem Auftreten von HCCs.

Hepatitis B (HBV) – die Suche nach der „functional cure“

Eine Unterdrückung der HBV-DNA ist schon seit längerer Zeit bei praktisch allen Patienten problemlos möglich, setzt aber i. d. R. eine dauerhafte Therapie mit NUCs voraus. Ziel neuer Behandlungsstrategien muss v. a. das Erreichen einer „functional cure“, d. h. eines HBsAg-Verlusts – möglichst durch eine zeitlich begrenzte Therapie – sein.
Neu:

  • Das Absetzen einer NUC-Therapie kann bei ausgewählten HBeAg-negativen Patienten versucht werden (Voraussetzung: ≥ 3 Jahre HBV-DNA unter Therapie negativ, keine Leberzirrhose, Nachsorge!)
  • Mittlerweile gibt es mit Myrcludex B, dem ersten Vertreter einer neuen Arzneimittelklasse gegen Hepatitis B und D, eine Alternative zur NUC-Therapie, die beim HBV-Replikationszyklus ansetzt.

Hepatitis E (HEV)

Die Häufigkeit der HEV-Infektionen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen, was jedoch auf bessere, sensitivere Tests zurückzuführen ist und nicht etwa darauf, dass diese Erkrankung häufiger geworden wäre.
Bei Genotyp 3 (90% aller Infektionen in Deutschland) handelt es sich um Zoonosen durch Tierkontakt und den Verzehr von nicht ausreichend gegarten Tierprodukten (v. a. Wildschweine).
Bei Genotyp 1 und 2 handelt es sich um Reisehepatitiden (akquiriert in Asien und Afrika); hier ist der Mensch der einzige Wirt.
Für immunkompetente Menschen stellt die Hepatitis E kein Problem dar; bei organtransplantierten Patienten kann sie in 50–60% aller Fälle chronisch werden. Man hat in Blutkonserven eine Prävalenz von Hepatitis E von 0,02 % gefunden. In Deutschland sollen ab 2020 alle Blutkonserven auf HEV getestet werden.

NASH

Die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) und die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) stellen mittlerweile ein großes Problem dar. Hierbei ist es wichtig, auf die Fibrose zu achten, denn je höher der Fibrosegrad, umso höher ist die leberassoziierte Mortalität der Patienten mit NASH. Man muss also nach Möglichkeit verhindern, dass die Patienten eine Leberzirrhose entwickeln. Mittlerweile gibt es viele gute medikamentöse Ansatzpunkte hierfür und auch zahlreiche neue Arzneimittel in der Entwicklung. Die beste Therapie ist allerdings nach wie vor eine Lebensstiländerung (Gewichtsabnahme), fettreduzierte Kost, Sport; diese wirkt besser gegen eine NASH als alle Medikamente.

Hier können Sie den Vortrag anhören: