Update Nephrologie 2019

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Prof. Dr. Mark Dominik Alscher

  • Chefarzt Innere Medizin
  • Klinik für Nephrologie
  • Robert-Bosch-Krankenhaus
  • Auerbachstr. 110
  • 70376 Stuttgart

Bikarbonatgabe bei metabolischer Azidose?

In der Notfallmedizin wird seit längerem diskutiert, ob eine Bikarbonatgabe bei metabolischer Azidose etwas bringt oder nicht. Laut einer neuen, 2018 im Lancet publizierten Studie unterschied sich die Mortalität bei Intensivpatienten mit und ohne Bikarbonatgabe nicht signifikant. Allerdings kam es unter Bikarbonatgabe seltener zur Notwendigkeit eines Nierenersatzes aufgrund von akutem Nierenversagen (1/3 vs. 50% aller Fälle). (Jaber S et al., Sodium bicarbonate therapy for patients with severe metabolic acidaemia in the intensive care unit, The Lancet, vol. 392, issue 10141, p. 31-40, JULY 07, 2018). Man sollte den Ausgleich der metabolischer Azidose bei eingeschränkter Nierenfunktion durchaus häufiger durchführen, da dies einen positiven Einfluss auf die Progression der Nierenerkrankung hat.

Versorgung von Bluthochdruckpatienten verbessern: Sind Friseure die besseren Apotheker?

In einer 2018 im NEJM publizierten Studie wurden Friseure zur Beratung von Bluthochdruckpatienten geschult: Sie gaben Lebensstilempfehlungen, hielten ihre Kunden zu regelmäßigen Blutdruckkontrollen an und organisierten Treffs zwischen Patienten und Pharmazeuten, die den Patienten in Kooperation mit deren behandelnden Arztpraxen Bluthochdruckmedikamente verschrieben. Und das mit großem Erfolg: Der systolische und diastolische Blutdruck ließ sich in der Interventionsgruppe deutlich senken. Dies war u. a. darauf zurückzuführen, dass in der Interventionsgruppe deutlich häufiger die Medikamente eskaliert wurden.
Fazit: Bluthochdruckpatienten brauchen nicht unbedingt medizinisch geschulte Friseure, aber eine engmaschige Betreuung, schnelle Interventionen und eine konsequente Eskalation der Medikation. (Ronald G. Victor et al.: A Cluster-Randomized Trial of Blood-Pressure Reduction in Black Barbershops N Engl J Med 2018; 378:1291–1301)

NOAKs

Die neuen Antikoagulanzien (NOAKs) sind weiterhin ein „Hot topic“ in der Nephrologie. Bezüglich Phenprocoumon (Marcumar®) – dem einzigen klassischen Antikoagulans, das man bei niereninsuffizienten Patienten bis zur Dialysepflichtigkeit einsetzen kann – besteht weiterhin große Skepsis aufgrund seiner Nebenwirkungen im Kalziumphosphatstoffwechsel. Hier ist das NOAK Apixaban eine gute Alternative: Es wird nur zu 25% renal eliminiert und kann daher auch bei zunehmender Einschränkung der Nierenfunktion noch gegeben werden.
In Europa ist Apixaban für Dialysepatienten leider noch nicht zugelassen; doch diese Zulassung wird voraussichtlich in Kürze erfolgen.

SGLT2-Hemmer: nach wie vor spannend

Eine im Januar 2019 im Lancet erschienene Metaanalyse zu SGLT2-Hemmern bei Patienten mit Typ-2-Diabetes zeigt die Vorteile dieser Therapie.
Wirkmechanismus: SGLT2-Hemmer blockieren die Rückresorption von Glukose. So entsteht eine Glukosurie; gleichzeitig wird mehr Kochsalz ausgeschieden.
Positive Effekte:

  • Die Progression einer diabetischen Nephropathie wird deutlich verlangsamt.
  • Pro Tag werden 80 g Zucker ausgeschieden (was sich auch positiv auf das Gewicht der Patienten auswirkt).
  • Auch kardiovaskuläre (kv) Endpunkte wie Herzinfarkt, Schlaganfall und kv Todesfälle lassen sich durch SGLT2-Hemmer signifikant verbessern.
  • Das Hospitalisationsrisiko bei Herzinsuffizienzpatienten sinkt, da SGLT2-Hemmer über den Eingriff in den Kochsalzstoffwechsel auch eine diuretische Wirkung haben.

(Thomas A. Zelniker et al.: SGLT2 inhibitors for primary and secondary prevention of cardiovascular and renal outcomes in type 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis of cardiovascular outcome trials. The Lancet, vol. 393, issue 10166, S. 31–39)

Hier können Sie den Vortrag anhören: