Update Endokrinologie und Diabetologie

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  Prof. Dr. med. Stephan Jacob
  Praxis für Prävention und Therapie
  Brombeerweg 6
  78048 Villingen-Schwenningen
  Tel.: 07721 504388
  Fax: 07721 504389
  Mobil: 0177 3555730
 
 
 
Prof. Dr. med. Stephan Jacob ist Facharzt für innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie. Weiterhin ist er Hypertensiologe und Ernährungsmediziner sowie „Kardiovaskulärer Präventionsmediziner DGPR“. Seit 2006 ist Prof. Jacob als niedergelassener Arzt in privater Praxis für Prävention und Therapie tätig. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe Kardio-Metabolische Versorgungsforschung am Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin der TU München und Mitglied in zahlreichen Fachgesellschaften.
 

Adipositas

Bariatrische Chirurgie

Neben den teilweise sehr euphorischen Berichten aus der bariatrischen Chirurgie gibt es immer häufiger auch kritische Beobachtungen: Neue Studien zeigen, dass nach solchen Eingriffen tatsächlich eine deutliche Verbesserung der Blutzuckereinstellung erreicht wurde, und zwar interessanterweise bereits zu einem Zeitpunkt, als das Gewicht noch gar nicht erheblich reduziert war. Dies ist darauf zurückzuführen, dass gastrointestinale Hormone dadurch in massivster Form verändert werden. Nach 5 Jahren benötigte allerdings ein Drittel der Patienten wieder ihre Diabetesmedikation; „heilen“ lässt sich ein Diabetes mellitus durch die Adipositaschirurgie also nicht. Hinzu kommen als negativer Faktor die erheblichen Nebenwirkungen solcher Eingriffe (deutlich mehr Suizide und Depressionen). Fazit: Vor der OP muss man bei diesen Patienten eine sehr gründliche Diagnostik durchführen, um festzustellen, ob sie psychisch stabil genug sind; außerdem benötigen sie nach der OP eine intensive psychologische Betreuung.

BMI und Mortalität

Eine große neue Metaanalyse zeigt, dass Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 35 oder 40 eine deutlich erhöhte Gesamtsterblichkeit haben. Bei einem BMI von über 30 bis 35 war die Sterblichkeit nicht erhöht; die niedrigste Mortalität war bei Menschen mit leichtem Übergewicht zu beobachten. Diese Metaanalyse zeigt, dass es nicht sinnvoll ist, nur nach dem BMI zu urteilen.

Diabetes mellitus

Frühe Insulintherapie – ja oder nein?

In der großen Studie „Outcome Reduction with an Initial Glargine Intervention“ (ORIGIN) wurden Menschen mit Prädiabetes oder Diabetes im Frühstadium und hohem kardiovaskulärem Risiko mit Insulinglargin auf einen normoglykämischen Nüchternglukose-Zielwert eingestellt mit dem Ziel, zu zeigen, dass dies die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse besser reduziert als die Standardtherapie. Die sehr gut durchgeführte Studie konnte dies aber leider nicht zeigen: identische Ereignisrate in beiden Prüfarmen. Trotz signifikant besserer metabolischer Kontrolle hatten die mit Glargin behandelten Patienten keinen Nutzen – aber auch keinen Schaden, denn die Inzidenz an Karzinomen war in den über 6 Jahren durch Glargin nicht erhöht worden. Allerdings traten vermehrt Hypoglykämien auf. Daher ist eine frühzeitige Insulinisierung nicht sinnvoll, zumal sich auch die Inzidenz von Krebserkrankungen bei Typ-2-Diabetikern, die mit Insulin behandelt werden, erhöht.

Sulfonylharnstoffe

Immer mehr Daten zeigen die Gefahren einer Therapie mit Sulfonylharnstoffen. Eine in diesem Jahr erschienene große Studie ergab eine um 60% höhere Sterblichkeit im Vergleich zu Metformin. Auch andere Studien zeigen ein signifikant höheres Gesamt- und KV-Mortalitätsrisiko als bei Patienten, die nicht mit Sulfonylharnstoffen behandelt werden.

Lipide

HDL-Cholesterin

Man hatte lange Zeit gehofft, durch eine medikamentöse HDL-Erhöhung das kardiovaskuläre Risiko noch weiter senken zu können; doch in neuesten Studien haben die CEPT-Inhibitoren und Niacin schwere Rückschläge hinnehmen müssen: Es ließ sich dadurch keine zusätzliche Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse erzielen. Unter Dalcetrapib war sogar ein leichter Anstieg des CRP und des Blutdrucks zu verzeichnen. Daraufhin hat Roche die Entwicklung dieses neuen Medikaments wegen fehlender Wirksamkeit eingestellt. Auch die große HPS-2 Thrive-Studie zu Niacin/Laropiprant ergab keinerlei Therapievorteile, weshalb der Einsatz von Niacin/Laropiprant inzwischen weltweit gestoppt wurde: Tredaptive® soll Patienten nicht mehr weiter gegeben werden.

Statine und Diabetes

Statine scheinen das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 zu erhöhen, doch ist dies prognostisch wenig bedeutsam, da sie die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität so stark senken, dass das leicht erhöhte Diabetesrisiko dagegen kaum ins Gewicht fällt. Man sollte seinen Patienten Statine also nicht aus Angst vor Diabetes vorenthalten.

Fischöl

Die oben bereits erwähnte ORIGIN-Studie hat gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren keinen Effekt auf kardiovaskuläre Ereignisse haben.

Vitamin D

Auch im letzten Jahr gab es wieder viele Publikationen zu Assoziationen von Vitamin D und nicht osseären Komplikationen wie Krebs, Diabetes mellitus, Hypertonie und chronischer Entzündung. Doch die (kurzen) Interventionsstudien, die einen Therapienutzen durch Vitamin-D-Substitution zeigen sollten, waren fast alle negativ.

MZ