Update Pneumologie

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Prof. Dr. med. Dipl. Ing. Helmut Teschler
Medizinische Universitätsklinik
Ruhrlandklinik, Abteilung Pneumologie
Tüschener Weg 40
45239 Essen
Tel.: 0201 433-4001
Fax: 0201 433-4009 
 
 
Prof. Dr. med. Dipl. Ing. Helmut Teschler, Chefarzt der Abteilung Pneumologie-Universitätsklinik und stellvertretender Ärztlicher Direktor der Ruhrlandklinik, Westdeutsches Lungenzentrum, Universitätsklinikum Essen. 
  

Asthma bronchiale

ICS-Therapie bei Kindern

Eine antiasthmatische Dauertherapie mit inhalativen Glukokortikosteroiden verursacht in der präpubertären Phase eine temporäre Reduktion der Wachstumsgeschwindigkeit. In der CAMP (Childhood Asthma Management Program)-Studie wurde nun geprüft, welche Auswirkungen dieser Effekt auf die endgültige Körpergröße im Erwachsenenalter haben könnte. Die mittlere Größe der mit Budesonid behandelten Kinder war um 1,2 cm geringer und der mit Nedocromil behandelten Kinder um 0,2 cm geringer als bei den mit Placebo behandelten Kindern. Die initial unter ICS-Therapie bei präpubertären Kindern beobachtete Wachstumsverzögerung manifestiert sich also im Erwachsenenalter als signifikante Reduktion der endgültigen Körpergröße, die aber klinisch vollkommen irrelevant ist.

Additive Therapie mit Tiotropium

Patienten mit trotz ICS- und LABA-Therapie unkontrolliertem Asthma können von einer (noch nicht zugelassenen) additiven Therapie mit Tiotropium profitieren. Diese bietet nicht nur einen zusätzlichen bronchodilatatorischen Effekt, sondern verbessert außerdem die Lungenfunktion und verlängert die Zeit bis zur ersten schweren Exazerbation signifikant. Ferner lässt sich dadurch eine Reduktion schwerer Asthma-Exazerbationen in der Größenordnung von 20% erreichen. Mit einer Zulassung ist in den nächsten Monaten zu rechnen.

Trend zu individualisierter Therapie

Insgesamt ist das Spektrum der Asthma-Therapie breiter geworden, und auch hier ist ein Trend zu einer immer individualisierteren (dann allerdings auch teureren) Therapie zu verzeichnen. Bei Patienten mit allergischem Asthma ist Omalizumab (Xolair®) indiziert; Anti-IL-5 befindet sich zurzeit im Prozess der Zulassung für die Behandlung von Late-onset-Asthma; in klinischen Studien hat sich die bronchiale Thermoplastie (bronchoskopische Applikation von Wärmeenergie) bei schwerem, medikamentös nicht einstellbarem Asthma als erfolgversprechend erwiesen. Eine erste Metaanalyse zeigte, dass die Thermoplastie zu einer Verbesserung der Lebensqualität der Patienten beiträgt, ohne dass sich die Lungenfunktion dadurch jedoch entscheidend bessert.

COPD

Systemische Erkrankung

Immer deutlicher zeichnet sich die Erkenntnis ab, dass bei der COPD eine persistierende systemische Entzündung vorliegt, die sich in verschiedenen Bereichen und Organsystemen manifestiert: So ist u.a. die Prävalenz von kardiovaskulären Erkrankungen (KHK, Herzinsuffizienz, Hypertonie), Diabetes und bösartigen Tumorerkrankungen erhöht (COPD ist ein erheblicher eigenständiger kanzerogener Faktor). Osteoporose, Arthrose und Arthritis treten ebenfalls vermehrt auf. Auch das ZNS ist betroffen (Depression, Angst). Die Mortalität bei COPD entspricht der eines Bronchialkarzinoms im Stadium 1. Das Management der COPD muss somit ein komplexes Spektrum an Komorbiditäten beinhalten.

Biomarker lassen Rückschlüsse auf Risikoprofil zu

Alvar Agusti et al. evaluierten anhand von Blutproben aus der COPD-Kohorte der ECLIPSE-Studie sechs verschiedene Biomarker, die systemische Entzündungsprozesse signalisieren. Analysiert wurden Leukozyten, CRP, IL6, IL8, Fibrinogen und TNF-alpha. Patienten mit Zeichen einer persistierenden Entzündung im Systemkreislauf (schon ab mehr als zwei der untersuchten Entzündungsparameter im Blut) hatten im weiteren Krankheitsverlauf eine signifikant gesteigerte Gesamtmortalität. Außerdem war die jährliche Exazerbationsrate erhöht. Mithilfe solcher Biomarker kann man also das Risikoprofil eines COPD-Patienten ermitteln. (http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0037483)

Exazerbationen

S. Suissa et al. werteten eine kanadische Gesundheitsdatenbank im Hinblick auf die Manifestation schwerer Exazerbationen und die damit verbundene Mortalität aus. Fazit der Aanalyse: Der Verlauf der COPD ist oft gekennzeichnet durch eine rasche Verschlechterung des Gesundheitsstatus nach der zweiten schweren Exazerbation. Darüber hinaus gehen diese

zweiten schweren Exazerbationen mit einer extrem hohen Mortalitätsrate in den Wochen danach einher. Zwischen der ersten und zweiten Exazerbation vergeht häufig eine lange Zeit; dann werden die Zeitabstände immer kürzer und die Sterblichkeit pro Exazerbation nimmt zu. Aus Sicht der Autoren muss es Ziel des COPD-Managements sein, die Manifestation einer zweiten Exazerbation zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. (Thorax 2012 Nov; 67(11):957–63).

Reha

Leider denken viele Ärzte bei einer Exazerbation nicht an die Verschreibung einer Reha, obwohl der Nutzen solcher Maßnahmen (signifikante Senkung von Mortalität und Rehospitalisationsrate) evidenzbasiert ist. Eine solche Reha sollte stets körperliches Training beinhalten.

MZ