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Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin Deutsche Sporthochschule Köln
Am Sportpark Müngersdorf 6, 50933 Köln
Tel.: 0221 49825270
Fax: 0221 4912906
Predel@dshs-koeln.de
 
 
 
 
Univ.-Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel ist Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln.
 

Im Jahr 2012 gab es neue wissenschaftliche Untersuchungen zu körperlicher Aktivität als Therapeutikum und zu den negativen Konsequenzen von Bewegungsmangel.

Körperliche Inaktivität als Risikofaktor

Laut neuen Daten der Interheart-Studie ist Bewegungsmangel ein ernstzunehmender globaler Risikofaktor. Einer vor kurzem veröffentlichten finnischen Studie zufolge verdoppelt sich das kardiovaskuläre Risiko bei Menschen in mittlerem Alter innerhalb von 10 Jahren, wenn sie in ihrer körperlichen Fitness nachlassen (Kuopio-Studie, Annals of Internal Medicine 2001 134: 12-20). Fazit: Fitnesstests sollten zum Standardinstrumentarium ärztlichen Handelns werden. Der BMI ist weitaus weniger wichtig als Körperzusammensetzung und kardiovaskuläre Fitness. Untersuchungen zeigen, dass „Fit and fat“ nicht unbedingt ein Problem sein muss; erst bei Übergewicht in Kombination mit mangelnder Fitness schießt das Risiko drastisch in die Höhe.

Welche Dauer und Intensität?

Dem Patienten nun einfach zu sagen „Machen Sie mal Sport“, reicht jedoch nicht aus; er braucht auch Empfehlungen zu Art und Dosis der körperlichen Betätigung. Eine chinesische Studie (Wen et al, The Lancet, Oct. 2011) zeigt, dass schon 15 Minuten moderate Bewegung pro Tag in Bezug auf die Senkung der Gesamtmortalität einen umfassenden Nutzen bringen, wobei sich dieser positive Effekt durch intensivere Aktivität von längerer Zeitdauer noch deutlich steigern lässt.

Leider gilt beim „Medikament Sport“ jedoch nicht die Faustregel „Je mehr, desto besser“: Hochintensiver Ausdauersport ist vom gesundheitlichen Standpunkt aus gesehen eher bedenklich. So bergen beispielsweise Marathonläufe, die mittlerweile fast schon zum „Volkssport“ geworden sind, erhebliche Gefahren, zumal gerade Risikogruppen in hohem Prozentsatz daran teilnehmen (viele Männer im Alter von über 40 Jahren, darunter häufig sportliche Neueinsteiger mit kardiovaskulärem Risiko, welches ihnen oftmals nicht bekannt ist). Gerade in solchen Fällen sollte der Arzt den sportlichen Übereifer lieber etwas dämpfen: 90 Minuten Joggen pro Woche reichen bereits aus, um eine Lebensverlängerung von 6,2 Jahren zu bewirken (Copenhagen City Heart Study: Schnohr et al. ESC 2012).

Fazit: Sport lohnt sich, muss aber auch Freude bereiten. Denn Menschen leben zwar bis zu 6 Jahre länger durch regelmäßigen Sport, werden aber im Lauf dieses langen Lebens 2,0 bis 2,5 Jahre joggend, schwimmend, radfahrend etc. verbracht haben!

MZ